Prag bei Nacht

Reiseblog Prag

Hier gibt es den Reiseticker der Leistungskurse Deutsch und Geschichte aus der Leistungskurs-Fahrt nach Prag vom 16. bis zum 20.09.2019.

Montag, 16.09.2019

Nach einer überraschend kurzen Fahrt erreichten wir schon am Nachmittag das Hotel und konnten so noch erste Eindrücke vom abendlichen Prag sammeln.

Erkenntnisse des Tages:

Ein Bus braucht tatsächlich nur acht Stunden nach Prag. Fast noch Nachbarschaft. U-Bahn-Rolltreppen können ja sooo lang und steil sein.

Dienstag, 17.09.2019

Am zweiten Tag haben sich unsere beiden Kurse aufgeteilt.

Der Deutsch-LK hat Theorien des Spracherwerbs an sich selbst überprüft und bei einer Sprachralley versucht, so viel Tschechisch zu lernen, dass das Mittagessen in der Landessprache bestellt werden konnte. Im Ergebnis haben alle zu essen bekommen. Anschließend ging es auf einen ausgiebigen Spaziergang zu Kafkas Wirkungsstätten.

Der Geschichts-LK hat in de Stadt nach Schauplätzen des Prager Frühlings der Wende-Zeit gesucht. Besonders hat uns beeindruckt, welch wichtige Rolle die Gedenkstätten und -Orte noch heute im gesellschaftlichen Leben spielen. Bei allen Jahrestagen finden sich hier die Prager und besinnen sich des Wertes ihres freien Lebens.

In einem Zeitzeugengespräch mit Zuzana Balazova (in der Wendezeit Schlagzeugerin der damals bekannten politischen Rockband „Panika“) wurde schnell deutlich, das es keine Selbstverständlichkeit ist, in Freiheit zu leben, sondern ein Privileg.

Erkenntnis des Tages:

Prag gefällt uns wirklich gut.

Mittwoch, 18.09.2019

Heute haben wir Prag auf eigene Faust erkundet. So war das Programm sehr vielfältig: Bummeln in der Einkaufsstraße, Tretbootfahren auf der Moldau, Schwarzlichttheater, Fußball in der Kneipe, Altstadtatmosphäre…

Für den Geschichts-LK gab es noch eine besondere Aufgabe: Wegen der anstehenden Feierlichkeiten zum Jahrestag der Botschaftsflüchtlinge konnte der geplante Besuch der Deutschen Botschaft nicht stattfinden. Stattdessen haben wir die Erlaubnis bekommen, Szenen von damals als Standbilder am Schauplatz nachzustellen.

Im September 1989 flohen mehr als 4000 DDR-Bürger über den Zaun auf das Botschaftsgelände. Diese Szene haben wir nachgestellt, unter den wachsamen Augen der Bundespolizei und der Wachleute der benachbarten US-Botschaft.

Im Unterricht werden die Standbilder aufgegriffen werden, um Motivation und individuelle Gedanken nachvollziehen zu können.

Danach schlossen sich uns noch einige andere Schüler/innen an und gemeinsam zogen wir auf den Berg zum Veitsdom, der Burg und dem Goldenen Gässchen. Dort bekamen wir eine beeindruckende Führung: fachkundig, kurzweilig und gut verständlich.

Unser Schüler Tobias konnte, unterstützt von seinem Assistenten Tom, erstaunlich viele Erinnerungen aus einem früheren Prag-Besuch präsentieren und musste keinen Vergleich mit den Profis scheuen. An dieser Stelle ein großes Lob und ein dickes Dankeschön (Ja Tobias, das ist ernst gemeint)!

Donnerstag, 19.09.2019

Heute gab es ein kontrastreiches Programm. Wir besuchten im benachbarten Terezín (Theresienstadt) das Gestapo-Gefängnis und das Ghetto. Die alte Garnisonsstadt aus dem 18. Jahrhundert wurde von den Nazis zum Durchgangslager zu den Vernichtungslagern umfunktioniert.

Der Lagerkommandant, der eigentlich lieber ein Konzentrationslager geleitet hätte, übernahm den berüchtigten Leitspruch der andren KZ auch für Theresienstadt.

Besonders verstörend empfanden wir, dass Inhaftierte und Zivilisten hier unmittelbar nebeneinander gelebt haben. So befand sich unmittelbar auf der Rückseite einer Erschießungsmauer der Pool für die Kinder des Kommandanten.

Am Abend folgte das Kontrastprogramm. An Bord eines Restaurantschiffes genossen wir ein leckeres Buffet und ließen das abendliche Prag vom Wasser aus auf uns wirken. Anschließend hatten die Schüler ein letztes Mal Ausgang, bevor es morgen früh wieder Richtung Dortmund geht.

Freitag, 20.09.2019

Fast pünktlich konnten wir unsere Busse wieder besteigen und uns auf den Heimweg machen. Doch dann:

Eine Stunde vor Dortmund. Der ganze Bus will zu McDonalds. Der ganze Bus? Nein, ein von unbeugsamen Fahrern und Lehrern bewohnter Busteil hört nicht auf, dem Fast Food-Drang Widerstand zu leisten. Ergebnis der Diskussion: „In 20 Minuten sitzt ihr aber alle wieder im Bus!“

Damit schließen wir nach einer anstrengenden, aber sehr schönen Woche diesen Blog. Schüler und Lehrer bedanken sich gegenseitig für eine tolle Zeit.